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AutorenbildFabian Schütz

Die Stromkrise – Führungsversagen in Politik und Wirtschaft

Hätte jemand vor 15 Jahren gesagt, dass sich die Schweiz des Jahres 2022 mit einer Strommangellage konfrontiert sieht, die Wenigsten hätten ihm geglaubt. Hätte man erzählt, dass der Bundesrat uns vorschreiben würde, auf wieviel Grad wir unsere Wohnung aufheizen dürfen, wäre darüber gelacht worden. Heute ist es 2022 und wir befinden uns in genau dieser Lage. Zum Lachen ist jedoch niemandem zumute. Wie konnte es nur soweit kommen?


Das Schweizer Stromnetz vor dem Kollaps

Der überhastete Ausstieg aus der Kernenergie kommt die Schweiz heute teuer zu stehen. Der Ausstieg hätte eigentlich den Bau von Gaskraftwerken nötig gemacht, was aber im Widerspruch zu den CO2-Reduktionszielen der Schweiz stand, womit das nie eine realistische Option war. Faktisch steigt die Schweiz also aus der Kernenergie aus, ohne einen Plan, wie man die wegfallende Energie kompensieren will. Egal was uns Zweckoptimisten täglich einzutrichtern versuchen: Solarpanels auf Hausdächern werden die wegfallende Bandenergie im Winter niemals ersetzen können. Hochalpine Solaranlagen wären zwar eine Option, deren Realisierung dürfte aber noch länger dauern als der Bau eines neuen Kernkraftwerkes. Vor dem Hintergrund, dass Verkehr und Heizen in der Schweiz aufgrund von CO2-Richtlinien immer elektrointensiver werden, wirkt die Schweizer Energiestrategie geradezu kopflos. Im weltweiten Ranking für Energiesicherheit der Internationalen Energieagentur ist die Schweiz in den 5 Jahren seit dem Beschluss für die Energiestrategie 2050 von Platz 6 auf Platz 24 abgerutscht. Um zu verstehen, wie es so weit kommen konnte, lohnt sich der Blick zurück auf den Abstimmungskampf für die Energiestrategie 2050 und die Statements der Politiker und Wirtschaftsverbände.


Zeitgeist vor seriöser Politik

Die Parteien von ganz Links bis und mit FDP unterstützten Doris Leuthard’s ES 2050 allesamt. Wenn die Gegner Berechnungsgrundlagen der Wissenschafter als «zu optimistisch» bezeichneten, wurden sie von Leuthard abgekanzelt: «Wenn Sie sich mit der ETH anlegen wollen, ist das Ihre Sache», sagte sie in einer Parlamentsdebatte. Unrühmlich in Erinnerung bleiben dürften auch die von den Befürwortern behaupteten 40 Franken, die die ES 2050 pro Haushalt kosten würde. Mittlerweile zeigt sich, dass sogar die von der SVP geschätzten 3200 Franken noch zu tief liegen dürften.


Links: Bundesrätin Leuthard in der NZZ, 2017. Rechts: Blick 2022



Auch die Wirtschaftsverbände biederten sich dem Zeitgeist an. Der Schweizer Gewerbeverband unterstützte die ES 2050 in der Abstimmung und auch der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse konnte sich nicht zu einem Nein durchringen. Umso aktiver sind die beiden Verbände dafür heute, wo die Krise vor der Tür steht. Die Economiesuisse macht sich beim Bundesrat dafür stark, dass dieser Richtlinien für das Heizen in Privathaushalten erlässt. Ebenfalls will die Economiesuisse bereits wissen, wie Unternehmen, die von Rationierungen betroffen sein könnten, vom Staat entschädigt werden. Auch der Gewerbeverband möchte es Unternehmen, die von hohen Strompreisen betroffen sind, erlauben aus dem freien Strommarkt auszutreten, was wiederum bedeutete, dass der Steuerzahler einspringen müsste.


Der Bürger muss jetzt also den Thermostaat runterdrehen und gegebenenfalls auch mit Steuergeld einspringen – für die Wirtschaft. Vor dem Hintergrund, dass sich die Wirtschaftsverbände nicht zu einem Nein gegen die ES 2050 durchringen konnten, obwohl eine sichere Stromversorgung essentiell für den Schweizer Wirtschaftsstandort ist, hat das einen starken Beigeschmack. Man fragt sich ob unsere Wirtschaftskapitäne gewappnet sind, um die Schweiz durch die schwierigen Gewässer, die vor uns liegen, zu navigieren? Betrachtet man die Axpo, die sich mittlerweile stärker auf den Energiehandel, als auf die Energieproduktion fokussiert, so kommen ernsthafte Zweifel auf.


Mehr Einfordern von unseren Anführern

Anstatt gegen unrealistische Energiestrategien vorzugehen, welche ganze Industrien bedrohen, biederten sich Manager mit Wokeness und Imagekampagnen dem Zeitgeist an. Bundesräte werden für das Verkünden utopischer Ziele gefeiert, wenn ihre Strategien und Visionen zusammenbrechen jedoch kaum zur Verantwortung gezogen. Je früher wir uns von der Illusion lösen, dass in der Schweiz alles von selber läuft und es eigentlich egal ist, wer Top-Positionen in Politik und Wirtschaft besetzt, desto besser kommen wir durch die nächste Rezession und desto besser sind wir aufgestellt für den darauffolgenden Boom. Als Bürger müssen wir von unseren Politikern und Funktionären wieder mehr einfordern und sie an Resultaten messen und nicht an Ankündigungen.


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